Der Körpergeruch
Als Körpergeruch bezeichnet man alle riechbaren Körperausdünstungen von Menschen. Am deutlichsten wahrnehmbar ist der Geruch von Schweiß, wobei nur die Absonderungen der apokrinen Schweißdrüsen riechen, die vor allem in den Achseln sitzen.
Warum wir wen begehrenswert finden, ist eine Frage, die nicht nur Menschen, sondern auch die Forschung seit langem umtreibt. In einer neuen Studie wollte ein Team der Universität Bern herausfinden, ob der natürliche Geruch von Frauen auf alle Männer gleich wirkt. Und falls ja, was besonders gut duftende Frauen gemeinsam haben.
«Wir waren überrascht, wie übereinstimmend die Einschätzungen ausfielen», sagt Studienleiterin Daria Knoch, Sozialpsychologin und Neurowissenschaftlerin an der Universität Bern. Die Männer hätten alle die gleichen Frauen bevorzugt. Für die Studie baten die Forscher 57 Männer ins Labor. Sie sollten an Wattepads schnüffeln, die 28 Frauen über Nacht in den Achselhöhlen getragen hatten. Die Frauen waren zwischen 17 und 40 Jahre alt und in der gleichen Phase ihres monatlichen Zyklus, nämlich kurz vor dem Eisprung.
Um herauszufinden, warum die Männer gewissen Frauen klar den Vorzug gaben, überprüfte das Berner Team verschiedene Hormonspiegel der Testpersonen. Ist eine Frau kurz vor dem Eisprung, produziert ihr Körper viel vom Geschlechtshormon Östrogen. Gleichzeitig ist der Spiegel des Hormons Progesteron, das in der zweiten Zyklushälfte eine wichtige Rolle spielt, tief. Auffällig fanden die Forscher, dass jene Frauen, die im Urteil der Männer am besten dufteten, die höchsten Östrogen- und die tiefsten Progesteronwerte hatten.
Viele Menschen achten im Alltag wenig auf ihren Geruchssinn. Dabei hat der einen direkten Draht in unsere Gefühlswelt. Jeder hat schon einmal erlebt, wie ein Duft plötzlich Erinnerungen ganz nahe bringt, die man längst vergessen glaubte. Das liegt daran, wie wir die Geruchssignale im Hirn verarbeiten. Von der Nase gehen die Informationen in den Riechkolben im Gehirn und von dort ohne Umweg ins Emotionszentrum. Bei der Verarbeitung akustischer oder visueller Eindrücke sind die Wege länger.
Wir nehmen Gerüche mit dem ganzen Körper wahr
Die Forschungsgruppe um Hans Hatt konnte in der Vergangenheit zeigen, dass wir nicht nur mit unserer Nase riechen, sondern am ganzen Körper Duftrezeptoren haben. Wie jemand riecht, registriert man also auch, wenn man sich die Nase zuhält. Dass Körpergerüche nicht nur bei der Partnerwahl, sondern allgemein im Zwischenmenschlichen entscheidend sind, zeigt sich schon in unserer Sprache. Mögen wir jemanden nicht, können wir ihn nicht riechen.
Es hat schon verschiedene Studien zur Frage gegeben, wann und warum Männer für Frauen und Frauen für Männer anziehend duften. Dass die Fruchtbarkeit dabei eine Rolle spielt, ist nicht neu. Die Berner Studie zeigt nun aber, dass nicht alle fruchtbaren Frauen im Urteil der Männer gleich gut riechen, sondern eben jene am besten duften, die scheinbar am fruchtbarsten sind.
Tiere paaren sich vorzugsweise mit Artgenossen, deren Immunsystem sich möglichst vom eigenen unterscheidet. So sollen robuste Nachkommen entstehen. Eine wichtige Frage der Duftforschung lautet deshalb, ob Menschen sich bei der Partnerwahl auch von diesen Vorlieben leiten lassen.
Das liegt auch daran, dass wir noch viel zu wenig darüber wissen, wie der körpereigene Geruch der Menschen tatsächlich entsteht. Klar ist, dass ihn viele Faktoren wie Lebensmittel, Stress, Alkohol oder Medikamente beeinflussen können. Wie jedoch genau die Hormone auf das Körperparfüm einwirken, weiss man noch nicht.
Im realen Leben spielen sowieso noch andere Faktoren bei der Partnerwahl eine Rolle. Die Männer in der Berner Studie hatten keinerlei Informationen von den Probandinnen ausser deren Geruch. Sie wussten nichts über die Persönlichkeit der Frauen oder darüber, wie sie aussehen, wie ihre Stimmen klingen, wofür sie sich interessieren und was ihnen im Leben wichtig ist – alles nicht ganz unwichtige Dinge in einer Beziehung.
Quelle: Tages-Anzeiger, The World News