Herdentier-Moral

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844-1900) war ein deutscher Philosoph und ein der größten und freiesten Denker und Schriftsteller, die Deutschland hervorgebracht hat. Nietzsche hat zwei grundlegende Typen von Einstellungen beim Bewerten dargestellt und als Herrenmoral und Sklavenmoral bezeichnet.

Herrenmoral und Sklavenmoral

Die Herrenmoral entspringt einer Selbstbejahung der Starken. Sie verherrlichen ihre Kraft, ihre Macht, ihre schöpferische Tätigkeit, ihre Erhöhung. Gut, vornehm, edel, mächtig und schön werden gleichgesetzt.
Der Herr ist der Vornehme. Dieser Typ Mensch wird z. B. auch gesund, lebenskräftig, stolz genannt.
Die Herren halten sich für überlegen und im Rang höher. Niedrigen/niedrig Gestellten gegenüber haben sie eine Haltung des Abstandes und der Verachtung. Herrenmoral ist eine Moral, die das Leben bejaht, wertschaffend und aktiv ist.
Sklavenmoral ist in ihrem Ursprung eine Reaktion, kein aktives Werteschaffen von sich her. Während in der Herrenmoral für das eigene Tun eingetreten wird, wird in der Sklavenmoral anderen Personen Verantwortung als Schuld zugeschrieben, um sich von ihr zu entlasten.

Sklave ist ein Mensch, der infolge äußerer Unterdrückung oder innerer Selbst-Unterdrückung gehorsam macht, was von irgendwelchen Befehlenden auferlegt wird. In einer Umkehr der nach außen gewendeten Triebe und Begierde gegen den Menschen wird das schlechte Gewissen erfunden.
Sklavenmoral ist eine aggressive Verteidigung der Mittelmäßigkeit mit dem Ziel, Rangunterschiede auszulöschen und den Individuen oder Gruppen von höherem Rang die Norm der Mittelmäßigkeit aufzudrängen. Überlegene sollen erniedrigt und verkleinert werden.
Sklavenmoral erwächst aus Ressentiment (von Gefühlen der Unterlegenheit und des Neides geprägte gefühlsmäßige Abneigung).
Nietzsche nennt die Sklavenmoral auch eine Herdentier-Moral (zur Herde gehören die Mittelmäßigen/Durchschnittlichen, die sich behaglich einrichten wollen).
Sklavenmoral ist nach Nietzsche wesentlich durch ein Nützlichkeitsdenken gekennzeichnet.