Das kranke Genie

Mozarts Fäkalhumor

Am 5. Dezember 1791 starb Wolfgang Amadeus Mozart mit nur 35 Jahren. Woran, darüber rätseln Forscher bis heute. Und manche behaupten: Er war psychisch krank.

Die Musik Mozarts ist makellos, doch seine Sprache war voller Kraftausdrücke und Fäkalworte. Experten glauben daher heute, dass der berühmte Komponist am Tourette-Syndrom litt.

Künstler sind häufig exzentrischer als durchschnittlich begabte Menschen. Wolfgang Amadeus Mozart, Wunderkind, brillanter Pianist und genialer Komponist bildete diesbezüglich keine Ausnahme. In seinen Briefen wimmelt es von Fäkalausdrücken und unanständigen Wortspielen.

Charakteristisches Kennzeichen des Tourette-Syndroms sind motorische und vokale Tics, die der Betroffene nicht steuern oder unterdrücken kann. Motorische Tics sind unwillkürliche, meist sehr heftige Bewegungen, vokale Tics reichen von undifferenzierten Lautäußerungen bis zum unkontrollierten Herausrufen von obszönen Worten.

Da ist zunächst die sogenannte Koprolalie, ein obszöner und aggressiver Wortausstoß. Dass Mozart daran Spaß hatte, zeigt die Nachschrift eines Briefes an seinen Vater aus dem Jahr 1777: »Ich…giebe mich schuldig, daß ich vorgestern, und gestern; auch schon öfters… gereimet habe; und zwar lauter Sauereyen, nemmlich, vom Dreck, und scheissen, und arschlecken, und zwar mit gedancken, worten und – aber nicht mit wercken … und ich muss bekennen daß ich ordentlich Freude daran hatte …«

Mozarts Vorliebe für Obszönitäten und Fäkalsprache zeigt sich in zahlreichen Beispielen, von denen nur einige wenige im Folgenden zitiert sein sollen. So schreibt Mozart in einem Brief an seine Mutter im Januar 1778:

„Nir sind jetzt über acht Tage weck und haben schon geschissen vielen Dreck, dafür wage Zukunftspläne, und das Konzert spar ich mir nach Paris, dort schmier ich’s her, gleich auf den ersten Schiß.”

Ein Brief an seine Cousine Maria Anna Thekla, aus dem darauffolgenden Jahr liest sich, als ob Mozart den Drang, schmutzige Wörter auszusprechen beziehungsweise aufzuschreiben, nicht unterdrücken konnte oder wollte: »… wenn sie mir also wolln antworten, aus der stadt augsburg dorten, so schreiben sie mir baldt, damit ich den brief erhalt, sonst wenn ich etwa schon bin weck, bekomme ich statt einen brief einen dreck. dreck! – – dreck! – o dreck! – o süsses wort! – o charmante! – dreck, leck! – das freüet mich! – dreck, schmeck und leck! – schmeck dreck, und leck dreck!…« Offenbar löst das Wort Dreck in ihm diesen Ausbruch aus, der ebenso abrupt endet, wie er begonnen hat.

Und amüsiert berichtet Mozart seiner vertrauten Verwandten von einer “trauerigen geschichte”, die ihm eben widerfahren sei: Er schrieb gerade seinen Brief, da fing es um ihn herum zu stinken an: “ich schmecke so was angebrandtes”, lange wusste er nicht, woher es kam, und “endlich sagt meine Mama zu mir: was wette ich, du hast einen gehen lassen?” Er stritt es ab, doch dann machte er die Probe: “thue den ersten Finger im arsch, und dann zur Nase, und – Ecce provatum est; die Mama hatte recht.”

Abgesehen von solchen koprolalischen Äußerungen scheint Mozart noch weitere vokale Tics gehabt zu haben, nämlich Pfeifen, Husten, Bellen, Grunzen, Zungeschnalzen, Zischen, Saugen, Huh-Laute und Miauen. So berichtet etwa seine Zeitgenossin Karoline Pichler 1844 in den »Denkwürdigkeiten aus meinem Leben« von einer Abendgesellschaft, in der sich der 34-jährige Mozart sehr merkwürdig aufführte: »… Auf einmal ward ihm das Ding zuwider, er fuhr auf und begann in seiner närrischen Laune, wie er es öfters machte, über Tische und Sessel zu springen, wie eine Katze zu miauen und wie ein ausgelassener Junge Purzelbäume zu schlagen …«

Wohlgemerkt: Mozart war damals kein kleiner Junge mehr; diese Episode ereignete sich ein Jahr vor seinem Tod.

Quelle: Pharma Zeitung, Berlin