Die Massenpsychologie des Faschismus

Das Buch „Massenpsychologie des Faschismus“ von Wilhelm Reich (1933) stellte einen Versuch dar, den Blick für Zusammenhänge zu öffnen zwischen Sexualunterdrückung, autoritären Charakterstrukturen und Faschismus.

Wilhelm Reich wurde 1897 in Galizien geboren. Nach dem freiwilligen Dienst in der österreichischen Armee immatrikulierte er an der juridischen Fakultät in Wien. Abgestoßen von der bürokratischen, seelenlosen Justiz wechselte er bald an die medizinische Universität, wo er Schüler Sigmund Freuds wurde.

Ein Ausschnitt aus dem Vorwort zur dritten korrigierten und erweiterten Auflage von Die Massenpsychologie des Faschismus von Wilhelm Reich im August 1942:

„Im Gegensatz dazu hatten mich meine ärztlichen Erfahrungen mit Menschen vieler Schichten, Rassen, Nationen, Glaubensbekenntnissen etc. gelehrt, dass Faschismus nur der politisch organisierte Ausdruck der durchschnittlichen menschlichen Charakterstruktur ist, eine Struktur, die weder an bestimmte Rassen oder Nationen gebunden ist, die allgemein und international ist. In diesem charakterlichen Sinne ist Faschismus die emotionelle Grundhaltung des autoritär unterdrückten Menschen der maschinellen Zivilisation und ihrer mechanistisch-mystischen Lebensauffassung.

Meine charakteranalytischen Erfahrungen überzeugten mich dagegen, daß es heute keinen einzigen lebenden Menschen gibt, der nicht in seiner Struktur die Elemente des faschistischen Fühlens und Denkens trüge.

Die Erforschung der massenpsychologischen Wirkung Hitlers musste von der Voraussetzung ausgehen, dass ein Führer oder der Vertreter einer Idee nur dann Erfolg haben kann, wenn seine persönliche Anschauung, seine Ideologie oder sein Programm an die durchschnittliche Struktur einer breiten Schicht von Massenindividuen anklingt.

Hitlers persönliche Struktur und seine Lebensgeschichte sind für das Verständnis des Nationalsozialismus von keinerlei Belang. Es ist allerdings interessant, dass die kleinbürgerliche Herkunft seiner Ideen sich mit den Massenstrukturen, die diese Ideen bereitwillig aufnahmen, in den Hauptzügen deckte.

Die nationalsozialistische Bewegung in ihrem ersten erfolgreichen Anlauf sich auf die breiten Schichten des sogenannten Mittelstandes stützte, also der Millionen privater und öffentlicher Beamter, der mittleren Kaufmannschaft und des mittleren und kleinen Bauerntums. Vom Standpunkt seiner sozialen Basis gesehen, war der Nationalsozialismus ursprünglich eine kleinbürgerliche Bewegung.

Das faschistische Kleinbürgertum ist das gleiche wie das kleinbürgerliche demokratisch liberale, nur in einer anderen historischen Epoche des Kapitalismus.

Die Stellung des Kleinbauerntums, des Beamtentums und der mittleren Kaufmannschaft zeigt wirtschaftliche Verschiedenheiten, kennzeichnet sich aber durch eine in den Grundzügen gleichartige familiäre Situation.

Ohne eine vorausgegangene massenweise emotionale Deformierung der Menschen durch autoritäre Strukturen hätte die Massenpropaganda des Faschismus und auch die Gestalt des Führers keinen derartigen Resonanzboden in der Bevölkerung finden können.


Gesellschaftsstruktur der österreichischen Bevölkerung Nach Einkommen (2010)

Ganzjährig Vollzeit beschäftigten Arbeitnehmer

unter 70.000 Euro brutto im Jahr – 24,5%

Arbeiter- 1,5 %, Angestellte- 1 %, Beamte – 0,001 %

20.000 bis unter 40.000 Euro brutto im Jahr – 13,1 %

Arbeiter- 5,8 %, Angestellte- 5,2 %, Beamte – 0,6 %, Vertragsbedienstete- 1,5%

40.000 bis unter 70.000 Euro brutto im Jahr- 7,8%

Arbeiter-rund 0,9 %, Angestellte- 4,2 %, Beamte – 2,1 %, Vertragsbedienstete- 0,6%

70.000 bis unter 100.000 Euro brutto im Jahr – 1,6%

Arbeiter- 0,01 %, Angestellte- 1,2 %, Beamte – 0,3 %, Vertragsbedienstete- 0,1%

100.000 bis unter 150.000 Euro brutto im Jahr – 0,6%

Arbeiter – 0 %, Angestellte- 0,5 %, Beamte – 0,07 %, Vertragsbedienstete- 0,03%

150.000 bis unter 200.000 Euro brutto im Jahr- 0,1%

Arbeiter- 0 %, Angestellte- 0,1%, Beamte – 0,07 %, Vertragsbedienstete- 0,002%

Laut Berechnungen der Statistik Austria 2016 – es gab vergangenes Jahr insgesamt 6,7 Millionen lohnsteuerpflichtige Österreicher. Darunter waren 1,65 Millionen Arbeiter, 1,97 Millionen Angestellte, 193.059 Beamte und 342.927 Vertragsbedienstete beim Staat.

Beamtenparadies Österreich

Laut Beamtenministerium gibt es im öffentlichen Dienst 350.524 Vollzeitkräfte. 132.804 sind im Bund, 142.798 in den Ländern und 74.922 in Gemeinden beschäftigt (2010). Da es auch Teilzeitbeschäftigte gibt, sind insgesamt mehr als 400.000 Personen im öffentlichen Dienst tätig. Beamte gibt es auch außerhalb des Bundesdienstes: Im vergangenen Jahr haben knapp 9000 Bundesbeamte in ausgegliederten Einrichtungen (Unis, AMS, Statistik Austria etc.) und 18.785 in den “Nachfolgegesellschaften der Post” gearbeitet. Laut Beamtenministerium gibt es im staatlichen Sektor insgesamt rund 487.000 Beschäftigte.
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