Land der Neurosen

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  • Die häufigsten psychischen Erkrankungen der Österreicher sind Depressionen und Angstzustände. 800.000 erberbstätige Österreicher leiden an Depressionen.
  • 32% aller Invaliditätspensionen sind auf psychische Gründe zurückzuführen.
  • Ab dem 65. Lebensjahr sollen 20 bis 30% aller Menschen von psychischen Erkrankungen betroffen sein.

Die Zahl der diagnostizierten psychischen Erkrankungen ist in den vergangenen Jahren in Österreich enorm gestiegen.Leben wir tatsächlich in einem Land der Depressiven oder machen es sich Ärzte heutzutage einfach leichter? Traurigkeit, wohin das Auge recht: rund 800.000 Österreicher, also immerhin 10% der Gesamtbevölkerung, leiden an Depressionen – Tendenz steigend. War der Begriff vor rund 100 Jahren noch unbekannt, so werden heute allein in Österreich jährlich über 6 Millionen Antidepressiva verschrieben. Psychologen sehen den Grund für diesen Anstieg in der Enttabuisierung des Themas und in der besseren Kenntnis über das Thema. So kommt es, dass mittlerweile jeder 5 EU-Bürger mindestens einmal in seinem Leben mit der Diagnose Depression konfrontiert wird. Und auch andere psychische Krankheiten wie Angststörungen werden immer häufiger diagnostiziert.

Fehldiagnosen

Klingt tragisch, ist es auch. Doch: nirgends sind Fehldiagnosen so häufig wie in der Psychiatrie, wie vor einigen Jahren der Psychologe Hans-Ulrich Wittchen feststellte. Der deutsche Bundesverband Psychiatrie-Erfahrene betont seit langem, dass umfangreichere Untersuchungen nötig seien, um den Geisteszustand einen Patienten tatsächlich richtig einschätzen zu können. Denn während sich körperliche Gebrechen durch Röntgenaufnahmen, Bluttests oder andere Analysen diagnostizieren lassen, bleibt dem Psychiater lediglich die subjektive Einschätzung. Bis jetzt gibt es keine Tests, die psychische Erkrankungen objektiv nachweisen können. Die Diagnose psychischer Erkrankungen einem einzigen Zweck dient: der finanziellen Bereicherung der Ärzte und der Pharmaindustrie.

Modekrankheiten

Man jede psychische Krankheit konstruieren könne, wenn man nur oft genug von ihr spräche. Die Modediagnosen in letzter Zeit häufiger zu finden wären. Ein Beispiel dafür liefert das umstrittene Diagnostische und Statistische Handbuch Psychischer Störungen, das 2013 in der 5 Version erschienen ist. Waren in der ersten Ausgabe des DSM vor rund 60 Jahren 112 psychische Krankheiten gelistet, so sind in der Letztversion 374 zu finden.
Psychopharmaka können in manchen Fällen durchaus sinnvoll sein aber sicher nicht in diesem Ausmaß, in dem sie derzeit verschrieben werden.

Cornelia Stiegler, Graz